Versuche mal die Hosenknöpfe mit einer Hand zu schließen
1995 war ich am Tiefpunkt meiner MS Karriere (wusste ja nicht was noch folgen würde 2016). Ich war innerhalb von 4 Stunden Halbseitig gelähmt. Ein 5 jähriger hätte einen Kampf gegen mich gewonnen. Jedes mal aufs Klogehen, Anziehen, Ausziehen usw war eine Tortur und ich bin von Tag zu Tag wütender geworden. Ein normales Leben wäre so ohne Hilfe nicht mehr möglich gewesen. Jetzt hatte ich noch den Vorteil das ich Linkshänder bin und einiges selbst machen konnte. Wäre das nicht der Fall gewesen hätte ich noch größere Probleme gehabt.
Es begann nach dem alten Muster
- Kribbeln, diesmal an mehreren Stellen
- Taubheit
- Lähmung für ca 7-10 Tage
- Rückgang der Lähmung
- Rückgang der Taubheit
- Rückgang ders Kribbeln
- und wieder als ob nichts gewesen wäre
Wenn ich wüsste das nach 7-10 Tagen immer alles vorbei ist, hätte ich der Sache lockerer entgegengesehen, aber leider gibt es wie beim Computer keinen Ladebalken der anzeigt wie lange es noch dauert.
Geh gleich ins Krankenhaus
und warte nicht bis
der Schub vorbei ist
Wenn man keine Beschwerden hat ist man ja nicht krank … Mumpitz!
Termin beim Neurologen hätte ich erst in 4 Wochen bekommen und da war die ganze Teufelei schon vorrüber. Mit dem wissen von jetzt hätte ich gleich ins Krankenhaus gehört, aber ich muss zu meiner Schande gestehen, weil ich irgend wie dachte, die im Krankenhaus sind für sowas nicht zuständig. Ich kann auch nicht erklären warum ich das dachte, aber vielleicht kann hier auch mehr Aufklärung stattfinden.
Ich war traurig und wütend auf Gott und die Welt. Warum ich, dachte ich mir und nicht irgend ein Verbrecher, Kinderschänder oder Mörder? Im derzeitigen Zustand wäre ich allein nicht versorgungsfähig gewesen und ich war sehr froh das ich meine Familie hatte die mich rührend umsorgt hat.
Frühling, Sonne und
mein Herz wurde warm
Ich hatte ein Erlebnis das ich bis heute so nicht erklären kann. Ich lag am Nachmittag traurig in Bett und starrte die weiße Wand an, als ich plötzlich aus dem Fenster geschaut habe und alles war so schön frühlingshaft, sonnig und es war so ein warmes Licht (dieses Bild werde ich nie vergessen … bis heute). Ich bin dann aus meiner Trauer „erwacht“ und schaute lange aus dem Fenster und war so zufrieden und ich merkte auch wie die Lähmung zurückgegangen ist. Nach vier Stunden war alles vorüber als ob nichts gewesen sei.
Ob es nun an dem frühlingshafen Tag gegen hat oder an der Sonne, einfach an dem Gefühl der Zufriedenheit oder ob es einfach nur Zufall gewesen ist, kann ich nicht sagen aber Fräulein Endi legte sich wieder schlafen.
Geht es Dir gut geht es auch Deinem Körper gut
Ich kann mir aber vorstellen wenn es einem gut geht und wenn man zufrieden und fröhlich ist kann sich das heilend auf den Körper Auswirken. Wenn ich dann in den folgenden Jahren immer wieder wütend, genervt, oder traurig war, habe ich zu mir selbst gesagt: „Brauchen wir erst wieder einen Schub um gut gelaunt zu sein, oder geht es auch so … hmm?“. Die Warnung an mich selbst hat meistens ausgereicht um einen gemütswandel hervorzurufen.