Kein MS-Medikament mehr?

Multiple Sklerose Medikamente

Es ist jetzt genau 3 Wochen her (Stand: 29.02.20) das ich in der MS-Ambulanz gewesen bin. Weil meine Blutwerte so schlecht waren sollte ich auf Anraten meiner Neurologin im Juni 2019 mein MS Medikament Tecfidera absetzen um die schlechten Werte medizinisch Abklären zu lassen, um auch evtl. auf ein anderes umzusteigen. Ich sagte Ihr Spritzen will ich nicht.

Es war ein ziemliches gerenne zu den Ärzten

Das Kind hat dann im September 2019 erstmals einen Namen bekommen, Morbus Wilson, also eine weitere Teufelei. Nach zahlreichen Unterschungungen (Genuntersuchung, 24 Stunden Sammlung Urin, CT, MRT und eine Punktierung der Leber) konnte nichts festgestellt werde was die Blutwerte so schlecht aussehen ließ.

Obst, Industriezucker, Obstjohgurt

Mir wurde dann geraten die o. g. Dinge zu vermeiden. Also bin ich von Obst auf Rohkostgemüse umgestiegen, esse keine Müsliriegel mehr, und bin von Obstjohgurts auf Naturjohgurt umgestiegen den ich mit Honig süsse und tataaaaaa die schlechten Blutwerte sind nicht mehr gestiegen, sondern gefallen.

MS Schutz durch Medikamente habe ich immer noch nicht

Meine Neurogogin war positiv überrascht aber schickte mich trotzdem in die MS-Ambulanz der UNI-Klinik Augsburg. Nach ausführlichen motorischen Untersuchungen, Kontrolle der Blutwerte (hatte alle der letzten 2 Jahre dabei) berieten sich der Chefarzt der Neurologie und der Chef der MS-Ambulanz kurz und holten mich dann dazu.

Keine Atombomen mehr schlucken müssen

„Herr Anwander sie hatten seit 3 Jahren keinen Schub mehr und auch nicht seit sie das Medikament abgesetzt hatten. Ich empfehle ihnen jetzt ein engmaschiges MRT (2 x 2 pro Jahr), aber die Medikamente für MS, die ihre Leber nicht belasten würden sind für die MS-Härtefalle und das sind sie nicht. Sobald auf dem MRT eine Aktivität zu sehen wäre müssen wir nochmals reden.“

Ich bin so Happy

amsel: Tatort Blut-Hirn-Schranke

Multiple Sklerose Hirn Blutschranke

Ein Enzym namens Kallikrein ermöglicht weißen Blutkörperchen, ins Gehirn einzudringen und eine Multiple Sklerose auszulösen und zu befeuern, so deutsche Forscher. Im Modell haben sie erfolgreich das Enzym und damit die MS unterdrückt.

Eigentlich haben weiße Blutkörperchen nichts im Gehirn zu suchen

Die sogenannte Blut-Hirn-Schranke sorgt bei gesunden Menschen dafür, dass diese Immunzellen vom zentralen Nervensystem fern bleiben. Bei Multipler Sklerose jedoch gelangen sie durch diese Schranke hinein und greifen körpereigenes Gewebe, genauer das Myelin, an.

Forscher der Universitäten Münster und Duisburg-Essen können nun zumindest teilweise erklären, warum die Blut-Hirn-Schranke bei MS durchbrochen wird. Ein Enzym namens Kallikrein verändere die Blut-Hirn-Schranke, aufdass sie diese Eindringlinge hindurchlässt. Aktiviert wird dieses Enzym durch den Gerinnungsfaktor XII. Dass der Gerinnungsfaktor im Entzündungsprozess der Multiplen Sklerose eine Rolle spielt, konnte das Forscherteam schon zuvor zeigen.

Gerinnungshemmer als neue Strategie gegen Multiple Sklerose

Den Forschern gelang es, sowohl am Menschen, genauer an den Entzündungsherden, besonders viel von der Vorstufe des Enzyms nachzuweisen. Aber es gelang ihnen zudem am Tiermodell zu zeigen, dass ein Fehlen des Enzyms eine MS verhindern bzw. eine bestehende MS abschwächen kann: Enthält das Plasma von Mäusen nichts von dem Enzym, erkranken sie weniger häufig an der Tier-MS. Das Gleiche passiert, wenn die Tiere ein Medikament bekommen, welches Kallikrein blockiert. Bei bereits erkrankten Tieren wird die Blut-Hirn-Schranke weniger stark beschädigt, außerdem ist die Entzündung unter dem Medikament weniger stark.

Das deutsche Forscherteam um Dr. Kerstin Göbel, Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz und Prof. Dr. Dr. Sven Meuth, letzterer ist Sobek-Nachwuchspreisträger 2010, sieht hier Möglichkeiten einer neuen Strategie, die MS zu bekämpfen. Möglicherweise, indem man die Gerinnungsfaktoren beeinflusst.

Quelle: Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen, 18.12.2018.
Redaktion: AMSEL e.V., 07.01.2019

amsel: Virus als Kind, Multiple Sklerose als Erwachsener?

Multiple Sklerose MRT Hirn

Ein schweizer-deutsches Forscherteam konnte anhand von Mausmodell und Mensch zeigen, dass eine Virusinfektion in einem bestimmten Zeitfenster in der frühen Kindheit die spätere Entstehung der Multiplen Sklerose (mit) begünstigen kann.

Dass bestimmte Viren, zum Beispiel das Epstein-Barr-Virus, eine spätere Multiple Sklerose (mit) verursachen könnten, wird schon lange vermutet. Auch gibt es bereits seit längerem die Hypothese, dass eine Virusinfektion in einem bestimmten Zeitfenster vor dem 20. Lebensjahr ursächlich sein könnte. Das mag bei einer Erkrankung wie der Multiplen Sklerose, die das zentrale Nervensystem (ZNS), also Gehirn und Rückenmark betrifft, damit zusammenhängen, dass die Entwicklung des menschlichen Gehirns erst mit ca. 20 Jahren abgeschlossen ist.

Können schon in der Kindheit die Grundmauern für MS gelegt worden sein?

Ein schweizer-deutsches Forscherteam um Professor Karin Steinbach hat nun konkrete Hinweise dafür geliefert, dass eine vorübergehende Virusinfektion, die in der frühen Kindheit Spuren im Gehirn hinterlässt, die spätere Entstehung einer Multiplen Sklerose mit auslöst. Im Mausmodell der MS hat eine temporäre Virusinfektion zu Beginn des Lebens – nicht jedoch danach – die spätere Entwicklung von Läsionen verstärkt und die Symptome der Maus-MS verschlechtert. Dabei traten die Autoimmunläsionen räumlich betrachtet genau in den Bereichen der früheren Virusinfektion auf.
Anhäufung von T-Zellen begünstigt spätere MS

Mausmodell myelin-spezifische
CD4 + T-Zellen

Genauer wurden im Mausmodell myelin-spezifische CD4 + T-Zellen, also Anzeichen der Maus-MS, bei den erwachsenen Mäusen exakt an die Stellen der früheren Virusinfektionen gelockt. Die frühe Infektion des Mäusegehirns hatte eine chronisch-entzündliche Signatur eingeprägt, welche aus hirnresidenten Gedächtnis-T-Zellen bestand und gehäuft an den Infektionsstellen im Gehirn auftraten anstatt, wie im gesunden Gehirn, gleichmäßig verteilt zu sein.

Die T-Zellen produzieren ein Molekül, den Chemokin-Liganden 5 (CCL5), welches (später) speziell Autoantikörper anzieht, die wiederum eine Autoimmunreaktion wie die MS hervorrufen. Blockierten die Forscher die Signalübertragung durch den Rezeptor, so entwickelten die Mäuse keine Hirnläsionen. Besonders interessant: Bei der Maus wie auch im menschlichen Gehirn befand sich das beschriebene Molekül vor allen an den Stellen mit mikroglialer Aktivierung, also dort, wo sich die jeweilige Autoimmunerkrankung wirkt.

So wichtig der Fund ist: Die Virusinfektion in jungen Jahren, wenn sich der Zusammenhang erhärtet, ist vermutlich nicht der einzige Faktor für das Entstehen einer MS. Das Forscherteam will hier weiterarbeiten, um die Ursache der MS besser zu verstehen und besser behandeln zu können. Vor allem interessiert die Wissenschaftler, warum eine Virusinfektion im späteren Leben keine solche Autoimmunreaktion auslöst. Nicht auszuschließen, dass solche frühen Gehirninfektionen auch andere Autoimmunreaktionen als nur die MS begünstigen.

Quellen: Pressemitteilung der Universität Genf, 26.06.2019; Science Translational Medicine, 26.06.2019. Redaktion: AMSEL e.V., 27.06.2019

amsel-Daniela: Fatigue-mein lästiges, unsichtbares Symptom bei MS

Multiple Sklerose Physio KGZNS

Es war einmal. Auf dem Foto zu sehen ist ein nasses Handtuch, darunter liege ich. Dieses Foto entstand vor knapp 15 Jahren in Ägypten bei einem Tauchurlaub zwischen zwei Tauchgängen nach dem Mittagessen. –

Wo ist der Haken?

Was ist daran so besonders? Nun, eine Woche danach bekam ich meine Diagnose: Multiple Sklerose. Ich lag den ganzen Urlaub fast nur herum, nicht bloß während der Mittagspause, und war erschöpft wie noch nie in meinem Leben. Dieses Foto hält den Beginn meiner Fatigue-„Karriere“ fest.

Eines meiner lästigsten Symptome ist bis heute die Fatigue. Wer hat schon davon gehört und wer kennt sie noch nicht?

Die erhöhte Erschöpfbarkeit („Fatigue“) ist ein häufiges Symptom der MS und unterscheidet sich deutlich von der Müdigkeit, wie sie von gesunden Menschen wahrgenommen wird und auch von den MS-Betroffenen selbst vor Ausbruch der Erkrankung erlebt wurde: Die Patienten geben eine zunehmende Schwäche und Mattigkeit an, die belastungsabhängig oder im Tagesverlauf stärker wird und beklagen einen Antriebs- und Energiemangel sowie ein dauerhaft vorhandenes Müdigkeitsgefühl, das sich sowohl auf die geistige als auch die körperliche Leistungsfähigkeit auswirken kann.

Fatigue ist eine Nervensäge

„Häufig berichten die Betroffenen über eine Verschlechterung bei Wärme („Uhthoff-Phänomen“). Viele Patienten leiden täglich oder nahezu täglich unter diesem Symptom, das üblicherweise sechs Stunden und mehr am Tag vorhanden ist und gegen Abend stärker wird. Nicht selten wird dadurch sowohl die Lebensqualität als auch die Arbeits- und Erwerbsfähigkeit so stark beeinträchtigt, dass eine vorzeitige Berentung nötig wird und die Betroffenen sich immer mehr von sozialen Aktivitäten zurückziehen.“ (Quelle: https://www.quellenhof.de/multiple-sklerose/behandlungskonzepte/fatigue/)

Morgens schon beim
Aufstehen geht es los

Dies war nun auch mein Rentengrund. Die Fatigue ist eine Nervensäge, anders kann man es nicht nennen. Der ganze Tag besteht hauptsächlich aus dem Kampf gegen die ewige Erschöpfung. Es kann keiner sehen, aber spüren tue ich es jede Minute am Tag.

https://www.amsel.de/multiple-sklerose-erklaerfilme/ms-fatigue.html

Morgens schon beim Aufstehen geht es los. Eigentlich bin ich noch nicht richtig wach um aufzustehen, egal ob ich 3 oder 12 Stunden Schlaf hatte. Aber es bringt alles nichts, ich muss irgendwie raus. Somit versuche ich den ersten Kampf am Morgen zu gewinnen. Für einen hohen Preis, denn es wird nach dem Aufstehen nicht wirklich besser. Kaffee bringt nichts, Duschen bringt nichts, Bewegung bringt es nur bedingt, das kommt ganz auf die normale Tagesform an, die auch jeder Gesunde kennt.

So nun bin ich eben auf, allerdings mehr schlecht als recht, und beginne, meinen Tag irgendwie durchzuhalten. Nehme Termine wahr, sofern es der Körper zulässt, denn die Fatigue ist nicht nur mental zu spüren sondern auch physisch. Die ganze Motorik kann darunter leiden.

Man fühle sich in die Zeit der Bundesjugendspiele zurückversetzt. Eine Aschenbahn im Hochsommer, 60 Grad Fühltemperatur, die Luft flimmert über der Bahn, laufen wir bis die Zunge am Gaumen pappt. Und dann endlich im Ziel ankommen. Kurz nach der weißen Linie zusammenbrechen und nicht mehr aufstehen können. Dieses Gefühl, könnt ihr euch erinnern? Genau dieses Gefühl habe ich am Morgen, wenn die ich die Augen aufmache.

Der Tag wabert gallertartig vor sich hin

Wie ich den Tag durchhalte, frage ich mich selbst jeden Tag aufs Neue. Gut organisiert muss der Tag auf jeden Fall sein. Plan B muss auch immer gleich mitgeschmiedet werden. Fatigue ist hauptsächlich Organisationsarbeit. Wer es bis dato nie war, der wird zwangsweise zum Weltmeister im Organisieren.

Meine besonders schlimmen Tiefs habe ich immer um die gleichen Zeiten, darum kann ich um diese Zeit meine Planung genauer anpassen und Pausen oder „Frische-Luft-Aktivitäten“ planen.

So wabert der Tag gallertartig vor sich hin.

Bis ich, glücklich, am Abend endlich ins Bett zu dürfen, meinem schreiend-müden Körper ablegen darf und in einer Sekunde in einen ordentlichen Tiefschlaf verfalle bis mich der Wecker am Morgen wieder weckt. Und der Kampf von vorne beginnt.

Jetzt könnte man sagen „Wow, Hut ab, wie du das schaffst, ich bewundere deine Stärke, den Kampf immer wieder aufs Neue zu führen.“ Aber hey, was bleibt mir anderes übrig? Ich muss da durch jeden Tag, ob ich will oder nicht, that´s my life!

Da darf man auch mal heulen. Und „Augen zu und durch“ ist keine Option. Treppensteigen wird zu einer Glückssache.

Nickerchen auf der Gemüseauslage?

Blöde Ideen immer voraus, denn nur durch „Unfug“ lernt man! Z.B. Einkaufen gehen mit Fatigue ist eine dieser dummen Ideen. Es kam schon vor, dass ich vier Stunden unterwegs war, weil einfach nichts mehr ging.

  • Was wollte ich kaufen?
  • Was soll das auf meinem Einkaufszettel heißen?
  • Wie funktioniert das Gehen mit dem Stock, dem Rollator oder wie bediene ich meinen Rolli?
  • Verzweifelt schaut man sich im Supermarkt um und denkt darüber nach, wie es wohl ist, auf der Gemüseauslage zu liegen und ein Nickerchen zu machen?

Manchmal findet sich freundliches Personal, die einem schnell die drei Sachen auf dem Zettel zusammensuchen, oft aber hat man Pech. Um dann an der Kasse langsam nach dem Geld suchend zu bezahlen, während die Schlange hinter einem immer länger wird.

Da hilft dann nur, dem Personal zu vertrauen und den ganzen Geldbeutel über das Warenband zu reichen, mit dem Satz „Bitte nehmen Sie raus, was ich schuldig bin, denn ich bekomm‘ es gerade nicht mehr geregelt.“ Wie man das manchmal bei anderen Leuten sieht, die circa 40 Jahre älter sind.

Und doch wird’s
immer wieder irgendwie gut,
mehr oder weniger.

Vor ein paar Tagen hatte ich mal so einen richtig guten Tag, ich kann mich genau erinnern, ich bin morgens voller Energie aufgewacht und die hielt sich tatsächlich bis in die Abendstunden. Klingt verrückt, gibt es aber tatsächlich. Gut, das passiert mir 1 Mal in 5 Jahren, aber besser als nichts!

Allerdings gibt es ein wenig Hoffnung. Und viele bekommen ihre Fatigue gut mit Medikamenten oder leichter sportlicher Betätigung, Ernährungsumstellung und vielem mehr, in den Griff. Auch das oben schon erwähnte gute Zeitmanagement ist das A und O.

Hierfür möchte ich Euch gern eine Broschüre der AMSEL empfehlen. Sie hatte mir zu Beginn meiner Fatigue enorm viel gebracht und ich lege sie Euch heute wärmstens ans Herz.

Mit Fatigue leben – Aufklärung, Energie-Management, Bewegung, Medikamente (2015)

Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass man eine Fatigue nicht mit einer Depression verwechseln darf, darum rate ich immer jedem, alles mit seinem Facharzt abzuklären, um alles andere auszuschließen. Wenn man aber lang genug dabei ist und seinen Körper einmal sehr gut kennt, dann merkt man schnell den Unterschied. Also nur Mut, sprecht es an, erkundigt Euch und dann viel Kraft beim Kampf, Ihr seid nicht alleine!!

Wer rastet der rostet – mein Motto bei MS

Eure Daniela

Daniela

  • Geboren 1979, hat MS seit 2004.
  • Sie wohnt in Ettlingen, liebt Katzen und ernährt sich vegetarisch.
  • Sie ist in sozialen Netzwerken unterwegs, hat viele Hobbies und mehrere Ehrenämter.
  • Unter anderem leitet sie die AMSEL-Kontaktgruppe Ettlingen.
  • 2018 erhielt sie die Bundesverdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland.

[Anmerkung der Redaktion amsel: Daniela schrieb im E-Mail zu ihrem Text an uns, dass die Fatigue ihr das Schreiben erschwere. Das gehe nur in Etappen. Jeder routinierte Schreiber wird verstehen, wie umständlich es ist, während eines Textes Zwangspausen einlegen zu müssen. Auch das ist Fatigue. Die Redaktion findet Danielas Text trotz der widrigen Umstände, unter denen er entstanden ist, sehr gelungen und authentisch!]

Quelle: Redaktion: AMSEL e.V., 21.06.2019