amsel: Fehlgeleitete „MS-Zellen“-eine Ursache gefunden?

Multiple Sklerose Viren

Forscher der Universität Zürich haben möglicherweise Bahnbrechendes entdeckt: Zellen, welche die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im zentralen Nervensystem Multiple Sklerose auslösen können.

Ob die neu entdeckte MS-typische Zellpopulation tatsächlich die Multiple Sklerose auslöst – es ist noch zu früh, das mit Gewissheit zu sagen. Erst müssten weitere Studien die Züricher Egebnisse bestätigen, so Prof. Dr. Burkhard Becher, Leiter der aktuellen Studie am Institut für Experimentelle Immunologie der Universität Zürich (UZH) und Sobek-Nachwuchspreisträger 2004. Doch Hinweise dafür fand die Züricher Forschergruppe.

Bei Multiple Sklerose kommt es regelmäßig dazu, dass körpereigene Abwehrzellen ins Gehirn und ins Rückenmark (ZNS) eindringen und dort die Nerven und somit ihre Funktion schädigen. Unternimmt man nichts dagegen, vergrößert sich der Schaden und die entsprechenden Ausfälle und Behinderungen werden auch größer. Wobei dazu gesagt werden muss, dass die Schwere der MS und die Art der Symptome sowie das Ausmaß an Behinderungen individuell sehr unterschiedlich ausfällt. So kann ein Patient ein Leben lang ohne Gehhilfe auskommen, während ein anderer bereits in jungen Jahren auf Gehhilfen wie Stock, Rollator oder Rollstuhl angewiesen ist. Manche Betroffene leiden so stark an Fatigue, dass sie nicht mehr arbeiten können, andere haben gar keine Fatigue.

Näher an der Ursache bzw. den Ursachen der Multiplen Sklerose

Welche Abwehrzellen es genau sind, die bei einer Multiplen Sklerose fehlgeleitet werden, ist Gegenstand der Forschung seit Jahrzehnten. Kennt man die Ursache, so hat man eine Basis, um (noch) wirksamere Therapien zu entwickeln, denn bisher lässt sich die MS nur immunmodulatorisch bremsen, jedoch nicht ganz stoppen. Becher und sein Team haben nun im Blut von MS-Erkrankten eine Gruppe an weißen Blutkörperchen identifizieren können, welche zwei essenzielle Eigenschaften aufweisen, die eine Multiple Sklerose auslösen könnten: Diese Abwehrzellen überwinden die Blut-Hirn-Schranke und entzünden Nervenzellen.

Zwei moderne Technologien nutzten die Forscher bei ihrer Arbeit

Mit der hochdimensionalen Zytometrie lassen sich zig Millionen von Zellen bei hunderten von Patienten auf ihre Immunmerkmale hin untersuchen. Sie entwickelten spezielle Computeralgorithmen und nutzten künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, um die riesige Datenmenge zu analysieren. Anschließend interpretierte das interdisziplinäre Team aus Medizinern, Computerwissenschaftlern und Biologen die Ergebnisse.

Ein Ansatz, um MS noch gezielter zu behandeln?

Die gefundene Zellpopulation aus dem Blut der MS-Patienten unterschied sich eindeutig von den Immunzellen im Blut anderer Patienten. Die T-Helfer-Zellen produzieren ein Zytokin (GM-CSF), das neuroinformatisch wirkt. Der Chemokinrezeptor CXCR4 und das Membranprotein VLA4 auf den Abwehrzellen wiederum sorgen dafür, dass diese durch die Blut-Hirn-Schranke schlüpfen und somit ins ZNS eindringen können.

Darüber hinaus fanden die Forscher diese „MS-Abwehrzellen“ bei MS-Patienten selbst, sowohl in der Hirnflüssigkeit als auch in den Läsionen. Und: Eine bestimmte MS-Therapie (die Pressemitteilung der Zürcher Universität äußert sich nicht genau, welche) bekämpft genau diese körpereigenen Abwehrzellen sehr effektiv.

Quellen: Nature Medicine, 22.07.2019; Pressemitteilung der Universität Zürich, 22.07.2019.

Redaktion: AMSEL e.V., 06.08.2019

amsel: Tatort Blut-Hirn-Schranke

Multiple Sklerose Hirn Blutschranke

Ein Enzym namens Kallikrein ermöglicht weißen Blutkörperchen, ins Gehirn einzudringen und eine Multiple Sklerose auszulösen und zu befeuern, so deutsche Forscher. Im Modell haben sie erfolgreich das Enzym und damit die MS unterdrückt.

Eigentlich haben weiße Blutkörperchen nichts im Gehirn zu suchen

Die sogenannte Blut-Hirn-Schranke sorgt bei gesunden Menschen dafür, dass diese Immunzellen vom zentralen Nervensystem fern bleiben. Bei Multipler Sklerose jedoch gelangen sie durch diese Schranke hinein und greifen körpereigenes Gewebe, genauer das Myelin, an.

Forscher der Universitäten Münster und Duisburg-Essen können nun zumindest teilweise erklären, warum die Blut-Hirn-Schranke bei MS durchbrochen wird. Ein Enzym namens Kallikrein verändere die Blut-Hirn-Schranke, aufdass sie diese Eindringlinge hindurchlässt. Aktiviert wird dieses Enzym durch den Gerinnungsfaktor XII. Dass der Gerinnungsfaktor im Entzündungsprozess der Multiplen Sklerose eine Rolle spielt, konnte das Forscherteam schon zuvor zeigen.

Gerinnungshemmer als neue Strategie gegen Multiple Sklerose

Den Forschern gelang es, sowohl am Menschen, genauer an den Entzündungsherden, besonders viel von der Vorstufe des Enzyms nachzuweisen. Aber es gelang ihnen zudem am Tiermodell zu zeigen, dass ein Fehlen des Enzyms eine MS verhindern bzw. eine bestehende MS abschwächen kann: Enthält das Plasma von Mäusen nichts von dem Enzym, erkranken sie weniger häufig an der Tier-MS. Das Gleiche passiert, wenn die Tiere ein Medikament bekommen, welches Kallikrein blockiert. Bei bereits erkrankten Tieren wird die Blut-Hirn-Schranke weniger stark beschädigt, außerdem ist die Entzündung unter dem Medikament weniger stark.

Das deutsche Forscherteam um Dr. Kerstin Göbel, Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz und Prof. Dr. Dr. Sven Meuth, letzterer ist Sobek-Nachwuchspreisträger 2010, sieht hier Möglichkeiten einer neuen Strategie, die MS zu bekämpfen. Möglicherweise, indem man die Gerinnungsfaktoren beeinflusst.

Quelle: Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen, 18.12.2018.
Redaktion: AMSEL e.V., 07.01.2019

amsel: Virus als Kind, Multiple Sklerose als Erwachsener?

Multiple Sklerose MRT Hirn

Ein schweizer-deutsches Forscherteam konnte anhand von Mausmodell und Mensch zeigen, dass eine Virusinfektion in einem bestimmten Zeitfenster in der frühen Kindheit die spätere Entstehung der Multiplen Sklerose (mit) begünstigen kann.

Dass bestimmte Viren, zum Beispiel das Epstein-Barr-Virus, eine spätere Multiple Sklerose (mit) verursachen könnten, wird schon lange vermutet. Auch gibt es bereits seit längerem die Hypothese, dass eine Virusinfektion in einem bestimmten Zeitfenster vor dem 20. Lebensjahr ursächlich sein könnte. Das mag bei einer Erkrankung wie der Multiplen Sklerose, die das zentrale Nervensystem (ZNS), also Gehirn und Rückenmark betrifft, damit zusammenhängen, dass die Entwicklung des menschlichen Gehirns erst mit ca. 20 Jahren abgeschlossen ist.

Können schon in der Kindheit die Grundmauern für MS gelegt worden sein?

Ein schweizer-deutsches Forscherteam um Professor Karin Steinbach hat nun konkrete Hinweise dafür geliefert, dass eine vorübergehende Virusinfektion, die in der frühen Kindheit Spuren im Gehirn hinterlässt, die spätere Entstehung einer Multiplen Sklerose mit auslöst. Im Mausmodell der MS hat eine temporäre Virusinfektion zu Beginn des Lebens – nicht jedoch danach – die spätere Entwicklung von Läsionen verstärkt und die Symptome der Maus-MS verschlechtert. Dabei traten die Autoimmunläsionen räumlich betrachtet genau in den Bereichen der früheren Virusinfektion auf.
Anhäufung von T-Zellen begünstigt spätere MS

Mausmodell myelin-spezifische
CD4 + T-Zellen

Genauer wurden im Mausmodell myelin-spezifische CD4 + T-Zellen, also Anzeichen der Maus-MS, bei den erwachsenen Mäusen exakt an die Stellen der früheren Virusinfektionen gelockt. Die frühe Infektion des Mäusegehirns hatte eine chronisch-entzündliche Signatur eingeprägt, welche aus hirnresidenten Gedächtnis-T-Zellen bestand und gehäuft an den Infektionsstellen im Gehirn auftraten anstatt, wie im gesunden Gehirn, gleichmäßig verteilt zu sein.

Die T-Zellen produzieren ein Molekül, den Chemokin-Liganden 5 (CCL5), welches (später) speziell Autoantikörper anzieht, die wiederum eine Autoimmunreaktion wie die MS hervorrufen. Blockierten die Forscher die Signalübertragung durch den Rezeptor, so entwickelten die Mäuse keine Hirnläsionen. Besonders interessant: Bei der Maus wie auch im menschlichen Gehirn befand sich das beschriebene Molekül vor allen an den Stellen mit mikroglialer Aktivierung, also dort, wo sich die jeweilige Autoimmunerkrankung wirkt.

So wichtig der Fund ist: Die Virusinfektion in jungen Jahren, wenn sich der Zusammenhang erhärtet, ist vermutlich nicht der einzige Faktor für das Entstehen einer MS. Das Forscherteam will hier weiterarbeiten, um die Ursache der MS besser zu verstehen und besser behandeln zu können. Vor allem interessiert die Wissenschaftler, warum eine Virusinfektion im späteren Leben keine solche Autoimmunreaktion auslöst. Nicht auszuschließen, dass solche frühen Gehirninfektionen auch andere Autoimmunreaktionen als nur die MS begünstigen.

Quellen: Pressemitteilung der Universität Genf, 26.06.2019; Science Translational Medicine, 26.06.2019. Redaktion: AMSEL e.V., 27.06.2019

amsel-Daniela: Fatigue-mein lästiges, unsichtbares Symptom bei MS

Multiple Sklerose Physio KGZNS

Es war einmal. Auf dem Foto zu sehen ist ein nasses Handtuch, darunter liege ich. Dieses Foto entstand vor knapp 15 Jahren in Ägypten bei einem Tauchurlaub zwischen zwei Tauchgängen nach dem Mittagessen. –

Wo ist der Haken?

Was ist daran so besonders? Nun, eine Woche danach bekam ich meine Diagnose: Multiple Sklerose. Ich lag den ganzen Urlaub fast nur herum, nicht bloß während der Mittagspause, und war erschöpft wie noch nie in meinem Leben. Dieses Foto hält den Beginn meiner Fatigue-„Karriere“ fest.

Eines meiner lästigsten Symptome ist bis heute die Fatigue. Wer hat schon davon gehört und wer kennt sie noch nicht?

Die erhöhte Erschöpfbarkeit („Fatigue“) ist ein häufiges Symptom der MS und unterscheidet sich deutlich von der Müdigkeit, wie sie von gesunden Menschen wahrgenommen wird und auch von den MS-Betroffenen selbst vor Ausbruch der Erkrankung erlebt wurde: Die Patienten geben eine zunehmende Schwäche und Mattigkeit an, die belastungsabhängig oder im Tagesverlauf stärker wird und beklagen einen Antriebs- und Energiemangel sowie ein dauerhaft vorhandenes Müdigkeitsgefühl, das sich sowohl auf die geistige als auch die körperliche Leistungsfähigkeit auswirken kann.

Fatigue ist eine Nervensäge

„Häufig berichten die Betroffenen über eine Verschlechterung bei Wärme („Uhthoff-Phänomen“). Viele Patienten leiden täglich oder nahezu täglich unter diesem Symptom, das üblicherweise sechs Stunden und mehr am Tag vorhanden ist und gegen Abend stärker wird. Nicht selten wird dadurch sowohl die Lebensqualität als auch die Arbeits- und Erwerbsfähigkeit so stark beeinträchtigt, dass eine vorzeitige Berentung nötig wird und die Betroffenen sich immer mehr von sozialen Aktivitäten zurückziehen.“ (Quelle: https://www.quellenhof.de/multiple-sklerose/behandlungskonzepte/fatigue/)

Morgens schon beim
Aufstehen geht es los

Dies war nun auch mein Rentengrund. Die Fatigue ist eine Nervensäge, anders kann man es nicht nennen. Der ganze Tag besteht hauptsächlich aus dem Kampf gegen die ewige Erschöpfung. Es kann keiner sehen, aber spüren tue ich es jede Minute am Tag.

https://www.amsel.de/multiple-sklerose-erklaerfilme/ms-fatigue.html

Morgens schon beim Aufstehen geht es los. Eigentlich bin ich noch nicht richtig wach um aufzustehen, egal ob ich 3 oder 12 Stunden Schlaf hatte. Aber es bringt alles nichts, ich muss irgendwie raus. Somit versuche ich den ersten Kampf am Morgen zu gewinnen. Für einen hohen Preis, denn es wird nach dem Aufstehen nicht wirklich besser. Kaffee bringt nichts, Duschen bringt nichts, Bewegung bringt es nur bedingt, das kommt ganz auf die normale Tagesform an, die auch jeder Gesunde kennt.

So nun bin ich eben auf, allerdings mehr schlecht als recht, und beginne, meinen Tag irgendwie durchzuhalten. Nehme Termine wahr, sofern es der Körper zulässt, denn die Fatigue ist nicht nur mental zu spüren sondern auch physisch. Die ganze Motorik kann darunter leiden.

Man fühle sich in die Zeit der Bundesjugendspiele zurückversetzt. Eine Aschenbahn im Hochsommer, 60 Grad Fühltemperatur, die Luft flimmert über der Bahn, laufen wir bis die Zunge am Gaumen pappt. Und dann endlich im Ziel ankommen. Kurz nach der weißen Linie zusammenbrechen und nicht mehr aufstehen können. Dieses Gefühl, könnt ihr euch erinnern? Genau dieses Gefühl habe ich am Morgen, wenn die ich die Augen aufmache.

Der Tag wabert gallertartig vor sich hin

Wie ich den Tag durchhalte, frage ich mich selbst jeden Tag aufs Neue. Gut organisiert muss der Tag auf jeden Fall sein. Plan B muss auch immer gleich mitgeschmiedet werden. Fatigue ist hauptsächlich Organisationsarbeit. Wer es bis dato nie war, der wird zwangsweise zum Weltmeister im Organisieren.

Meine besonders schlimmen Tiefs habe ich immer um die gleichen Zeiten, darum kann ich um diese Zeit meine Planung genauer anpassen und Pausen oder „Frische-Luft-Aktivitäten“ planen.

So wabert der Tag gallertartig vor sich hin.

Bis ich, glücklich, am Abend endlich ins Bett zu dürfen, meinem schreiend-müden Körper ablegen darf und in einer Sekunde in einen ordentlichen Tiefschlaf verfalle bis mich der Wecker am Morgen wieder weckt. Und der Kampf von vorne beginnt.

Jetzt könnte man sagen „Wow, Hut ab, wie du das schaffst, ich bewundere deine Stärke, den Kampf immer wieder aufs Neue zu führen.“ Aber hey, was bleibt mir anderes übrig? Ich muss da durch jeden Tag, ob ich will oder nicht, that´s my life!

Da darf man auch mal heulen. Und „Augen zu und durch“ ist keine Option. Treppensteigen wird zu einer Glückssache.

Nickerchen auf der Gemüseauslage?

Blöde Ideen immer voraus, denn nur durch „Unfug“ lernt man! Z.B. Einkaufen gehen mit Fatigue ist eine dieser dummen Ideen. Es kam schon vor, dass ich vier Stunden unterwegs war, weil einfach nichts mehr ging.

  • Was wollte ich kaufen?
  • Was soll das auf meinem Einkaufszettel heißen?
  • Wie funktioniert das Gehen mit dem Stock, dem Rollator oder wie bediene ich meinen Rolli?
  • Verzweifelt schaut man sich im Supermarkt um und denkt darüber nach, wie es wohl ist, auf der Gemüseauslage zu liegen und ein Nickerchen zu machen?

Manchmal findet sich freundliches Personal, die einem schnell die drei Sachen auf dem Zettel zusammensuchen, oft aber hat man Pech. Um dann an der Kasse langsam nach dem Geld suchend zu bezahlen, während die Schlange hinter einem immer länger wird.

Da hilft dann nur, dem Personal zu vertrauen und den ganzen Geldbeutel über das Warenband zu reichen, mit dem Satz „Bitte nehmen Sie raus, was ich schuldig bin, denn ich bekomm‘ es gerade nicht mehr geregelt.“ Wie man das manchmal bei anderen Leuten sieht, die circa 40 Jahre älter sind.

Und doch wird’s
immer wieder irgendwie gut,
mehr oder weniger.

Vor ein paar Tagen hatte ich mal so einen richtig guten Tag, ich kann mich genau erinnern, ich bin morgens voller Energie aufgewacht und die hielt sich tatsächlich bis in die Abendstunden. Klingt verrückt, gibt es aber tatsächlich. Gut, das passiert mir 1 Mal in 5 Jahren, aber besser als nichts!

Allerdings gibt es ein wenig Hoffnung. Und viele bekommen ihre Fatigue gut mit Medikamenten oder leichter sportlicher Betätigung, Ernährungsumstellung und vielem mehr, in den Griff. Auch das oben schon erwähnte gute Zeitmanagement ist das A und O.

Hierfür möchte ich Euch gern eine Broschüre der AMSEL empfehlen. Sie hatte mir zu Beginn meiner Fatigue enorm viel gebracht und ich lege sie Euch heute wärmstens ans Herz.

Mit Fatigue leben – Aufklärung, Energie-Management, Bewegung, Medikamente (2015)

Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass man eine Fatigue nicht mit einer Depression verwechseln darf, darum rate ich immer jedem, alles mit seinem Facharzt abzuklären, um alles andere auszuschließen. Wenn man aber lang genug dabei ist und seinen Körper einmal sehr gut kennt, dann merkt man schnell den Unterschied. Also nur Mut, sprecht es an, erkundigt Euch und dann viel Kraft beim Kampf, Ihr seid nicht alleine!!

Wer rastet der rostet – mein Motto bei MS

Eure Daniela

Daniela

  • Geboren 1979, hat MS seit 2004.
  • Sie wohnt in Ettlingen, liebt Katzen und ernährt sich vegetarisch.
  • Sie ist in sozialen Netzwerken unterwegs, hat viele Hobbies und mehrere Ehrenämter.
  • Unter anderem leitet sie die AMSEL-Kontaktgruppe Ettlingen.
  • 2018 erhielt sie die Bundesverdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland.

[Anmerkung der Redaktion amsel: Daniela schrieb im E-Mail zu ihrem Text an uns, dass die Fatigue ihr das Schreiben erschwere. Das gehe nur in Etappen. Jeder routinierte Schreiber wird verstehen, wie umständlich es ist, während eines Textes Zwangspausen einlegen zu müssen. Auch das ist Fatigue. Die Redaktion findet Danielas Text trotz der widrigen Umstände, unter denen er entstanden ist, sehr gelungen und authentisch!]

Quelle: Redaktion: AMSEL e.V., 21.06.2019

Marcel Bernhardt: Ja wir haben eine unheilbare Krankheit die man nicht sieht

Multiple Sklerose Angst

… (Depressionen, posttraumatische belastungsstörung, MS, usw …)

Setze wie “Reiß dich mal zusammen“ und “Du musst nur wollen“ helfen bei diesen Krankheiten nicht, sondern schaden häufig. Ihr fragt euch warum ? Weil sie den betroffenen Person noch mal unter die Nase gerieben wird, dass sie es gerade nicht können. Wenn sie könnten, würden sie ihren Zustand zu ändern. Diese Aussagen für nur dazu, dass es den Menschen noch schlechter geht.

  • Wir alle brauchen kein Mitleid.
  • Wir brauchen keine schlauen Ratschläge.
  • Wir sind auch keine Drogenkonsumenten, auch wenn einige von uns viele Medikamente nehmen müssen, wir sind nicht blöd, nur weil wir krank sind.
  • Wir betteln auch nicht nach Aufmerksamkeit anderer Menschen, wenn wir manchmal klagen.
  • Wir bilden unsere Krankheiten auch nicht ein, wohl es Menschen da draußen gibt die dies denken!
  • Wir bieten jeden Tag, jede Stunde, jede einzelne verdammte Sekunde der Krankheit die Stirn. Und das letzte was wir brauchen können, ist, wenn einige denken wir würden simulieren.
  • Wir brauchen nur jemanden der uns so nimmt wie wir nun mal sind, und den wir vertraut die Hand reichen können. Egal wie schwer das Leben auch ist, egal wie weh es tut, egal was sonst passiert, egal wenn wir verlieren, es tut verdammt weh, wenn wir spüren, dass sich jemand dem wir vertraut die Hand reichten von uns distanziert und super damit klar kommt.
  • Wären wir fast daran zerbrechen, wir werden immer mal schlechte Erfahrungen machen, es geht immer weiter.

Aber eines dürfen wir nicht vergessen! Es gibt Menschen die uns mögen, es gibt Personen, die uns lieben so wie wir sind. Es gibt Menschen da draußen, die uns was bedeuten, die euch nicht verlieren wollen. Also lebt, liebt, verzeiht, und kämpft, aber gib niemals die Hoffnung auf auf ein glückliches Leben

Quelle: Marcel Bernhardt

Noch ein Tipp von mir (Heiner):
Der seltsame Onkel Bruno: Multiple Sklerose verstehen

Dajana: MS was machst du nur mit mir?!

Hexe Multiple Sklerose

Mein Körper gehört manchmal ganz dir!

Ich sollte beherrschen dich
und nicht du mich!
Ein Gefühl oder ein Wort
schon sind diese Gedanken fort?!
Du lässt mich weinen, lässt mich bangen
schon bin ich in meinem eigenen Körper gefangen!
Kann manchmal nicht schlafen oder essen
am liebsten würde ich dich einfach nur vergessen!
Doch du erinnerst mich manchmal täglich dran,
dass ich nicht so möchte wie ich kann!
Du bist ein ständiger Begleiter,
doch das stimmt mich nicht heiter!
Manchmal habe ich echte Schmerzen
und würde dich einfach nur ausmerzen!
Doch leider geht das so einfach nicht,
denn heilbar bist du noch lange nicht!
Mein Gemüt trägt manchmal schwer
und dann frage ich mich: wo kommt das alles her?
Jede Träne vergieße ich für dich,
dabei sollten sie sein für mich!
Denn jeden Tag aufzustehen und zu gehen,
lässt mich dann wieder sehen,
wie stark ich eigentlich bin,
und denke dann doch das kriegen wir hin!

Quelle: Grinsekatze Dajana, aus der geschlossenen MS Gruppe [ Die Multiple Sklerose hat´s nicht leicht mit mir ]

amsel: Studie zu Kakao bei Multipler Sklerose

Multiple Sklerose Kakao

Dass Flavonoide des Kakaos die Fatigue verringern könnten, war bereits bekannt. Nun hat ein britisch-australisches Forscherteam den Effekt in einer doppelt verblindeten Studie gezeigt.

Dass Flavonoide antioxidativ wirken, wird schon lange vermutet. Bereits 2015 hatte die MS-Gesellschaft in Großbritannien gestartet, die Forschung zu Flavoniden gegen Fatigue zu unterstützen (amsel.de hatte berichtet).

Nun berichtet ein Forscherteam aus Großbritannien und Australien über positive Ergebnisse mit den Favoriten des Kakaos in einer kleinen, doppelt verblindeten Studie mit 40 Patienten. Alle Patienten haben einen schubförmigen Verlauf und Fatigue. 30 Patienten sind weiblich, zehn männlich. Aufgeteilt in zwei Gruppen nahm die eine Gruppe über sechs Wochen hinweg einen Kakaotrunk täglich mit hohem Flavonidtanteil, die andere Gruppe einen Kakaotrunk mit wenig Favonidanteil ein.

Gemessen wurden die Fatigue der Patienten per Fragebogen sowie ihre Ermüdbarkeit im Lauftest. Im Ergebnis zeigte die Gruppe mit hohem Flavonidanteil bei beidem Verbesserungen.

In diesen Lebensmitteln stecken viele Flavonide

Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe. Sie sind in echtem Kakao enthalten, und somit vor allem in heißer Schokolade mit hohem Kakaoanteil und Bitterschokolade mit einem Kakaoanteil von mehr als 70 %.

Außerdem finden sich viele Flavonoide vor allem in den Schalen roter Pflanzen:

  • rote Trauben
  • Äpfel
  • Rote Beete

Therapeutisch werden Flavonoide bereits beim Gefäßschutz eingesetzt, bei Magen-Darm-Beschwerden sowie manchen Lebererkrankungen.

Quelle: Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry, 04.03.2019.
Redaktion: AMSEL e.V., 18.03.2019

amsel: Impfen löst keine MS aus

Multiple Sklerose Medikamente

Eine große Menge an Patientendaten liefert eindeutige Hinweise:

Impfungen erhöhen das Risiko, an Multipler Sklerose erkranken nicht.

Ob Impfungen eventuell doch Multiple Sklerose auslösen könnten, das wird immer wieder diskutiert. Vor allem von Betroffenen in MS-Foren. Forscher der Technischen Universität München (TUM) konnten jetzt anhand riesiger Datenmengen zeigen, dass zwischen Impfungen und erhöhtem MS-Risiko scheinbar kein Zusammenhang besteht – eher im Gegenteil.

Dazu hat das Wissenschaftlerteam um Professor Bernhard Hemmer mit dem Datensatz der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) einen großen bevölkerungsrepräsentativen Datensatz ausgewertet. Er umfasst Daten von über 200.000 Personen, darunter über 12.000 MS-Erkrankte.
Impfen vielleicht sogar ein Vorteil?

Die Forscher betrachteten den 5-Jahres-Zeitraum vor der definitiven MS-Diagnose. Es zeigte sich, dass MS-Patienten in diesem Zeitraum sogar weniger oft geimpft wurden als Gesunde, und das, obwohl MS-Patienten mit einer Verdachtsdiagnose in diesem Zeitraum ausgeschlossen wurden.

Dies galt vor allem für Impfungen gegen

  • Hepatitis A und B,
  • FSME und
  • Grippe, aber auch für
  • Pneumokokken,
    Meningokokken,
  • Mumps,
  • Masern,
  • Röteln und Windpocken und
  • das Humane Papilloma Virus (HPV).

Um sicher zu gehen, dass das Ergebnis MS-spezifisch ist, verglichen die Forscher die Daten der MS-Patienten, welche die Kriterien erfüllten mit Patienten anderer chronischer Erkrankungen wie Schuppenflechte. Hier zeigte sich keine Auffälligkeit, was das Impfen angeht.

Bekannt ist, dass Multiple Sklerose meist schon einige Zeit besteht, bevor sie durch erste Symptome bemerkt und diagnostiziert wird. Andere Studien hatten bereits Verhaltensänderungen im Zeitraum vor der gesicherten Diagnose festgestellt. So sind zum Beispiel Bandscheibenvorfälle hier häufiger als in der allgemeinen Bevölkerung. Ebenso psychische Erkrankungen. Und, wie in der Pressemitteilung der TUM beschrieben, bekommen MS-Erkrankte auch weniger Kinder im Fünfjahreszeitraum, bevor sie diagnostiziert werden.

Multiple Sklerose: frühe Diagnose

Man spricht bei dem Zeitraum, in dem ein Patient vermutlich bereits erkrankt ist, aber nichts davon weiß, von der sogenannten Prodromalphase. Wichtig ist daher, und das ist eine bedeutende Schlussfolgerung der Studie, die Multiple Sklerose früher erkennen und diagnostizieren zu können. „Wir müssen geeignete Marker finden, um sie früher zu diagnostizieren. Das sehen wir als eine unserer wichtigsten Aufgaben,“ so Hemmer.

Erwähnt sei noch, dass Patienten mit Multipler Sklerose von Lebendimpfungen abgeraten wird. Lebendimpfungen wie zum Beispiel die Gelbfieberimpfung können einen Schub auslösen bei Menschen, die bereits an MS erkrankt sind, wie Dr. Martin Rösener kürzlich beim AMSEL-Symposium erklärte. In der vorliegenden Studie wurde jedoch das Risiko, überhaupt an MS zu erkranken, untersucht. Professor Doktor Mathias Mäurer empfiehlt in seinem MS-Docblogbeitrag zum Beispiel eine Impfung gegen Gürtelrose.

Quellen: Neurology, 30.07.2019; Pressemitteilung der Technischen Universität München, 31.07.2019. Redaktion: AMSEL e.V., 09.08.2019

Lilly Sulzbacher: Gestatten mein Namen ist MS

Hexe Multiple Sklerose

HALLO! Ich bin die MS. Mit vollem Namen heisse ich Multiple Sklerose. Aber die Abkürzung finde ich cooler. Ist so ähnlich wie mit dem JR aus „Dallas“; ich bin ebenso unbeliebt. Im Gegensatz zu dem Ölmulti habe ich sogar noch einen lateinischen Titel: Enzephalomyelitis disseminata. Trotzdem: MS passt schon.

Allgemein wirft man mich in einen Topf mit den chronischen Krankheiten. Speziell stolz bin ich darauf, dass gegen mich noch kein Kraut gewachsen ist. Weil nämlich niemand weiss, woher ich wirklich komme und warum ich mir gerade den Menschen aussuche, der mich dann ein Leben lang am Hals hat. Natürlich arbeiten die Wissenschaftler mit Hochdruck, um mir auf die Schliche zu kommen. Gegenwärtig reparieren sie allerdings nur mehr als notdürftig die Schäden, die ich hinterlasse.

Ich bin ein wahres Genie, weil ausgesprochen wandelfähig und kreativ. Nicht umsonst nennt man mich auch „Die Krankheit mit den tausend Gesichtern“. Ich plage den einen heftiger, den andern fast gar nicht, entzünde Sehnerven, lasse stolpern und wanken, führe zu Missgriffen, verwirre die Empfindungen, tanze mit manchen den „Zitterfox“, mache schlapp oder auch steif, lasse bleierne Müdigkeit den Tag vermiesen, die Blase ein Eigenleben führen, vergälle das Liebesleben und zische da und dort mit einem mörderischen Schmerz durch die Glieder und Eingeweide. Je nach Lust und Laune mische ich einen Symptom-Cocktail zusammen oder belasse es auch nur bei einer Widrigkeit. Ich bin da sehr flexibel. Auch, was mein Bemerkbarmachen angeht. Ich komme oft schubweise daher, wobei mir der Überraschungseffekt ausgesprochen wichtig ist. Sehr gerne hinterlasse ich dann einen neuen Schaden oder auch zwei oder verstärke bestehende. Wenn ich ganz hinterhältig aufgelegt bin, stichel ich nur ein bisschen, grad so viel, dass es meinem Wirt nicht auffällt, aber genügend, damit er sich schleichend schlechter und schlechter fühlt.

Und dann gibt’s auch noch wenige Menschen, die mich derart langweilen, dass ich sie nur einmal heimsuche und danach nur mal so nebenbei vorbeischaue.

Ach, ihr wollt wissen, wie ich mein zerstörerisches Werk verrichte? Die Wissenschaft glaubt, dass eine Virusinfektion im Kindes- oder Jugendlichenalter eine Rolle für mein späteres Auftauchen spielen kann. Lassen wir sie in dem Glauben. Soviel sei verraten: Ich niste mich im Zentralnervensystem ein, befalle an verschiedenen Stellen (daher multipel) in Gehirn, an den Sehnerven und im Rückenmark die Schutzhüllen der Nervenfasern (das sogenannte Myelin). Das führt dort zu Entzündungsherden und zu Vernarbungen (Sklerosen). Weil die Nervenfasern jetzt teilweise blank liegen oder hässliche Narben haben, leiten sie schlecht. Das wiederum löst diese unterschiedlichen Funktionsstörungen aus. Die Schutzhüllen können sich, wenn überhaupt, nur teilweise regenerieren, darum bleiben oft die Störungen erhalten. Und mit jedem Schub sorge ich dafür, dass der Schaden etwas grösser wird. Oder ich seh‘ zu, dass die Entzündung schon gar nicht mehr nachlässt. Etwa zwanzig Prozent der Menschen, die ich heimsuche, zwinge ich früher oder später in den Rollstuhl. Man wird mit mir genau so alt wie ohne mich. Ansteckend? Gott bewahre! Dazu bin ich viel zu exklusiv. Darum lasse ich mich auch nur sehr, sehr ungern vererben.

Grundsätzlich mag ich lieber Jüngere und mir liegen Frauen mehr als Männer, darum befalle ich Frauen doppelt so oft. In jüngster Zeit finde ich auch immer häufiger Gefallen an Jugendlichen und sogar Kindern. Meine bevorzugte Heimat sind die gemässigten Klimazonen; ich mags eher kühl. Speziell wohl fühle ich mich in Skandinavien, wohingegen mir die Hitze des Südens absolut nicht behagt. Auch Japan ist mir nicht sympathisch.

Ach, es gibt so viel von mir zu erzählen! Dauernd entdecke ich selbst neue Seiten an mir. Was Wunder, kriegt man mich nicht zu fassen. Die Ärzte rücken mir neuerdings mit Interferonen zu Leibe. Schmeckt scheusslich! Drum lass ich mich bei den Menschen, die solches Zeugs spritzen, weniger oft blicken. Oder lass mal das Piesacken ganz sein. Aber wirklich sicher vor mir machen die Chemiekeulen auch nicht – kommt ganz auf meine Tagesform an.

© Lilly Sulzbacher und auch vielen Dank an Günter Klein (Mitglied der MS Gruppe [ Die MS hat’s nicht leicht mit mir ] )

Marcel Bernhardt: MS Realität

unsplash-matthew-sleeper
  • Wir sind durcheinander
  • Wir können extreme Emotionen haben (Lachen, Weinen, Ärger)
  • Wir haben manchmal heftige schmerzen
  • Wir Sind völligst erschöpft ( Fatigue)
  • Wir finden manchmal nicht die richtigen Wörter.
  • Wir vergessen vieles !
  • Wir fallen hin.
  • Wir sind auf fremde Hilfe ab und an angewiesen.
  • Wir sind manchmal sehr schwach (Tabletten, usw)
  • Unsere Rückfälle können unversöhnlich sein.
  • Wir sind gefährdet an Depressionen zu erkranken.
  • Wir benutzen manchmal einen Rollstuhl oder ein Gehwagen.
  • Wir haben taubheitsgefühle (z. B. an Gliedmaßen, Gesicht, Beinen usw.)
  • Wir haben Schlafstörungen.
  • Wir haben eine Hitze u- o Kälte-Intoleranz.
  • Wir schlafen manchmal zuviel oder gar zu wenig.
  • Wir haben beklemmungsgefühle ( MS-Umarmung (MS-hugs))
  • Manchmal schmerzt eure Berührung.
  • Manchmal fühlen wir uns ohne Hoffnung.
  • Manchmal taumeln mir, wenn wir laufen.
  • Wir haben oft Probleme mit den sehen.
  • Wir zittern.
  • Wir haben Kopfschmerzen und Migräne.
  • Wir haben Schwindel.
  • Wir haben Gleichgewichtstörungen.
  • Wir haben koordinationsprobleme.

Dies ist nur eine kleine Liste von Dingen, mit den wir täglich kämpfen und auskommen müssen. Wenn wir uns einmal beschweren, rollt bitte nicht mit deinen Augen und seufzt nicht. Das alles ist real auch wen wir immer noch Lächeln – unter diesen MS Monster sind immernoch wir. Wir sind alles Kämpfer und daran wird nichts ändern.

Wen ich ihr genauso sieht, teilt es, um anderen im Verständnis zu helfen, das MS unsere Realität ist.

Deshalb muss das Bewusstsein und der Kenntnis-Stand über diese Krankheit erhöht werden!

Quelle: Marcel Bernhard #Marcelstexteundgedanken, Facebook: https://www.facebook.com/search/top/?q=%23Marcelstexteundgedanken&epa=SEARCH_BOX

Noch ein Buch-Tipp von mir das sogar MS ein fünfjähriger Versteht:
Der seltsame Onkel Bruno: Multiple Sklerose verstehen